Latente Ess-Störungen

Dieser Text soll dazu beitragen latente Ess-Störungen zu erkennen, um die notwendigen Konsequenzen ziehen zu können. Da es verschiedenste Formen von Ess-Störungen gibt, sollte man sich sicher sein, von welcher Ess-Störung man tatsächlich betroffen ist.

Inhalt dieses Artikels

Allgemeines über latente Ess-Störungen

Natürlich gibt es neben den diagnostisch eindeutig zuordenbaren Ess-Störungen (Anorexie, Bulimie, Ess-Sucht, Adipositas) auch latente Ess-Störungen, die nicht so einfach einzuordnen sind. Allerdings können diese Ansätze einer Ess-Störung natürlich Vorboten einer ausgeprägten Krankheitsform werden, die vielleicht sogar bei Missachtung der Alarmsignale zu einer behandlungsbedürftigen Ess-Störung werden kann. Wie die Bezeichnung „latent“ schon erahnen lässt, handelt es sich bei diesen Vorzeichen oft um ein verstecktes, verborgenes Verhalten. Die Ess-Störung ist vorhanden, aber noch nicht zu 100% zum Ausbruch gekommen. Latente Esssucht begünstigt den Einstieg in andere Essstörungen (z.B. in Bulimie oder Magersucht). Daher ist es auf jeden Fall wichtig, professionelle Hilfe aufzusuchen.

Verhaltensmerkmale bei latenten Ess-Störungen

· Einsatz von Appetitzüglern
· Verwendung von Lightprodukten
· Einsatz von Abführmitteln
· Wechsel zwischen übermäßigem Essen und Diät halten
· Kalorienzählen
· Wiederholtes Kauen und Ausspucken großer Nahrungsmengen
· Kriterien der Anorexie können auftreten, aber Körpergewicht liegt im Normalbereich und die Monatsblutung verläuft normal.
· Kriterien der Bulimie können auftreten, aber Heißhungerattacken und dementsprechende Kompensationsmaßnahmen sind seltener.

Diagnostische Hinweise für latente Ess-Störungen

· Hohe Gewichtsschwankungen innerhalb kurzer Zeit, Jojo-Effekt.
· Angst vor Gewichtszunahme.
· Unfähigkeit entspannt zu genießen und den Hunger zu befriedigen.
· Häufige, immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit dem Körpergewicht.
· Fehlendes Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale.

Wege aus der latenten Ess-Störung

· Regelmäßig, langsam und genussvoll essen.
· Regelmäßig Möglichkeiten zur Bewegung nutzen.
· Lernen, Körpersignale richtig zu deuten: Müdigkeit, Durst, Hunger.
· Hände weg von Abführmitteln und Appetitzüglern.

Therapie gegen latente Ess-Störungen

Psychotherapeutische Verfahren spielen die wichtigste Rolle bei der Behandlung von Ess-Störungen. In Einzel-, Gruppen- und Familietherapien setzt die Behandlung vor allem auf der kognitiven, der künstlerisch-gestalterischen und der körperlich-expressiven Ebene sowie beim Essverhalten an. Dabei soll vor allem die Selbstverantwortlichkeit entdeckt und gefördert werden und gerade bei jugendlichen Essgestörten eine soziale Reintegration, die für eine andauernde Gesundung mit entscheidend wirkt, erreicht werden. Die Therapie erfolgt je nach Diagnose der Krankheit stationär, tagklinisch, teilstationär oder ambulant. Auf das Verschreiben von Medikamenten, in erster Linie Psychopharmaka, wird heutzutage weitestgehend verzichtet. Zu einem Einsatz kommt es gegebenenfalls nur, wenn besondere psychopathologische Symptome erkennbar sind.

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Autor: Simone Arlits

Quelle: bzga-esstoerungen

Monika Gerlinghoff, Herbert Backmund: Was sind Ess-Störungen? Ein kleines Handbuch zur Diagnose, Therapie und Vorbeugung. – Weinheim; Basel: Beltz, 2000.

Monika Gerlinghoff, Herbert Backmund: Essen will gelernt sein. Ess-Störungen erkennen und behandeln. – Weinheim; Basel: Beltz, 2000.

Ingeborg Stahr, Ingrid Barb-Priebe, Elke Schulz: Eßstörungen und die Suche nach Identität. Ursachen, Entwicklungen und Behandlungsmöglichkeiten. – Weinheim; München: Juventa Verlag, 1995.